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Darauf solltest du beim Hausbau achten

Wenn du selbst baust, kannst du die Immobilie ganz nach deinen Wünschen gestalten und kommst am Ende sogar oft günstiger weg. Wir erklärt dir, was es zu beachten gilt.
Dr. Chris Mulder

Dr. Chris ist ein ehemaliger leitender Wirtschaftswissenschaftler und Manager beim Internationalen Währungsfond und der Weltbank. Er ist einer der Mitbegründer von Hypofriend.

Veröffentlicht am 7. Okt. 2020 Veröffentlicht am 7. Okt. 2020 . Aktualisiert vor einem Monat

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Dr. Chris ist ein ehemaliger leitender Wirtschaftswissenschaftler und Manager beim Internationalen Währungsfond und der Weltbank. Er ist einer der Mitbegründer von Hypofriend.

Statt ewig nach der passenden Immobilie zu suchen, lohnt es sich darüber nachzudenken, ein eigenes Haus zu bauen. Das kannst du auch von Grund auf deinen eigenen Wünschen anpassen. Was viele nicht wissen: Ein eigenes Haus zu bauen, ist oft günstiger als ein bestehendes zu kaufen. 

In diesem Artikel erklären wir dir, was du beim Hausbau beachten musst, welche Möglichkeiten du hast und welche Kosten du einkalkulieren musst.

Das richtige Baugrundstück finden 

First things first: Wenn du ein Haus bauen möchtest, benötigst du als Erstes ein passendes Grundstück. Dabei solltest du sowohl freie Grundstücke in Betracht ziehen als auch welche mit Altbestand. Für das bestehende Haus kommen zwar Abrisskosten auf dich zu, dafür sind die Grundstücke an sich oft preiswerter, sodass sich die Kosten ausgleichen. Bei den Abrisskosten musst du beachten, dass du diese nicht mitfinanzieren kannst. Du musst sie also mit deinen Ersparnissen bezahlen. Wenn diese gering ausfallen, solltest du dir besser ein freies Grundstück suchen. 

Bei dem Grundstück solltest du keine halben Sachen machen. Schließlich bestimmt es, wo du die nächsten Jahre leben wirst. Ist das Haus erst mal gebaut, lässt es sich nicht mehr versetzen. Deswegen solltest du das Grundstück gründlich prüfen, ob es deinen Ansprüchen gerecht wird und ob du dein gewünschtes Bauvorhaben überhaupt realisieren darfst. 

Bei einem Grundstück solltest du auf:

  • die Lage 

  • die Infrastruktur 

  • Zufahrtswege 

  • die Beschaffenheit (z. B. Hanglage)

  • den Bebauungsplan 

  • Erschließung

Kaufnebenkosten beim Hausbau 

Baust du selbst neu, fallen die Kaufnebenkosten deutlich geringer aus als bei einer Bestandsimmobilie oder dem Kauf eines fertigen Neubaus inklusive Grundstück. 

Grund: Baust du selbst, bezahlst du Grundsteuer, Notar und Makler nur für das Grundstück, das du dem Verkäufer abkaufst, nicht aber für dein eigenes Bauvorhaben. So reduzierst du die Kaufnebenkosten enorm. Dies verdeutlicht unser kleines Beispiel:

 Angenommen, du erwirbst ein Grundstück in Berlin für 250.000 €. Der Hausbau kostet zusätzlich 400.000 €. Dein Vorhaben kostet insgesamt 650.000 €. Die Kaufnebenkosten inklusive Maklercourtage machen fast 12 Prozent des Kaufpreises aus. In deinem Fall aber nur vom Grundstück. Das sind 30.000 €. Würdest du hingegen das Haus mit dem Grundstück erwerben, fallen die Nebenkosten für die volle Summe von 650.000 € an. Dadurch würden Nebenkosten in Höhe von 78.000 € entstehen. 

Erschließungskosten und Baugenehmigung für ein Grundstück 

Neben den Kaufnebenkosten kommen noch Erschließungskosten für das Grundstück auf dich zu. Dazu gehört der Anschluss an die Versorgungs- und Entsorgungsnetze wie Wasserversorgung, Kanalisation, Gas und Elektrizität. Je nachdem wie erschlossen die Umgebung bereits ist, können auch Straßenbau, Gehwege, Straßenbeleuchtung sowie das Telefon- und Kabelfernsehnetz hinzukommen. 

Die Erschließung ist wichtig, damit dein Haus später mit Strom und Wasser versorgt werden und das Abwasser abfließen kann. Es gibt allerdings auch Grundstücke, die bereits teil- oder komplett erschlossen sind. Darüber solltest du dich vor dem Kauf informieren, um die Kosten kalkulieren zu können. 

Die Kosten für die Erschließung des Grundstücks sind sehr individuell und können auch von Gemeinde zu Gemeinde stark variieren. Jeder besitzt eine eigene Gebührenstaffelung. Du erkennst erschließungspflichtige Grundstücke an der Abkürzung „ebp“. Ist die Erschließung bereits vorhanden, sind die Grundstücke mit „ebf“ gekennzeichnet – erschließungsbeitragsfrei.

Eine Baugenehmigung ist eine Bescheinigung der örtlichen Baubehörde. Diese Genehmigung zeigt an, dass die Baubehörde keine Vorbehalte gegen das geplante Bauvorhaben im Sinne der gesetzlichen Bestimmungen hat.

Dauer des Hausbaus 

Von heute auf morgen baut sich ein Haus nicht – auch wenn Fertighäuser etwa schnell stehen. Der Bau eines typischen Einfamilienhauses dauert im Schnitt 40 Wochen, also rund zehn Monate. Verschiedene Faktoren können die Bauzeit beeinflussen. Dazu gehören sowohl Größe und Struktur des Hauses als auch Wetterbedingungen, die Jahreszeit und Feiertage. Oft verzögert sich der Bau eher, als dass er früher als geplant endet. Deswegen ist es ratsam, mit gut einem Jahr Bauzeit zu kalkulieren. 

Beim Hausbau musst du beachten, dass bereits während der Bauphase Kosten auf dich zukommen. Auf das ausgezahlte Darlehen bezahlst du bereits Zinsen und bei Verzögerung auch noch Bereitstellungszinsen. Du kannst das Haus aber noch nicht bewohnen und hast somit eine Doppelbelastung aus Miete und Zinszahlungen. 

Bebauungsoptionen – verschiedene Haustypen 

Wenn du dein Grundstück gefunden hast, musst du dir überlegen, welche Art von Haus du bauen möchtest. Soll es ein Einfamilien- oder Zweifamilienhaus sein? Stellst du dir eher einen barrierefreien Bungalow vor oder ein mehrgeschossiges Haus? Überlege dabei nicht nur, wonach dir gerade ist, sondern auch, wie sich deine Bedürfnisse in Zukunft verändern könnten. Benötigst du in einigen Jahren mehr Platz, weil du eine Familie planst oder deine Eltern auch in dem Haus leben sollen? Sind deine Kinder bereits aus dem Haus und du möchtest dich lieber verkleinern und etwas Passendes fürs Alter haben? Versuche, so viele Variablen wie möglich mitzudenken. 

Haus ist nicht gleich Haus: die unterschiedlichen Bauarten 

Hast du dich für den Bau und einen Haustyp entschieden, bleibt die Frage der Bauart. Hier gibt es viele verschiedene, die alle Vor- und Nachteile haben und stark von deinen Anforderungen und auch deinem Budget abhängen. 

Die drei beliebtesten Bauarten

massivhaus

Das Massivhaus wird sowohl innen als auch außen aus massiven Materialien wie Beton, Kalksandstein, Poren-, Leicht- oder Stahlbeton gebaut. Es entsteht Stein für Stein auf dem Grundstück und wird in der Regel von einem Architekten individuell geplant. Der Bau eines Einfamilienhauses dauert mindestens acht Monate. Grund dafür sind auch lange Trockenzeiten des Materials. Massivhäuser sind teurer, dafür aber auch sehr langlebig.

fertighaus

(Image: Büdenbender)

Fertighäuser basieren auf einer Holzrahmen- oder Stahlbetonweise. Die einzelnen Teile des Hauses werden in einem Werk gefertigt und später auf dem Grundstück nur noch zusammengesetzt. Der Rohbau steht auf dem Grundstück bereits nach zwei Tagen. Von Auftragsstellung bis zum schlüsselfertigen Haus vergehen mindestens 93 Tage. Der schnelle Bauverlauf und die überschaubaren Kosten sprechen für ein Fertighaus. Der Individualität sind allerdings Grenzen gesetzt, da sie standardisiert sind. Auch ein Kellergeschoss gibt es oft nicht, da kein Fundament gegossen wird. Die Wertstabilität bei Fertighäusern ist außerdem geringer als bei Massivhäusern.  

holzhaus

Die dritte Art sind Holzhäuser. Sie bestehen aus heimischem Holz und brauchen eine gute Wärmeisolierung. Wie auch für Fertighäuser liegen die Preise für ein Holzhaus deutlich unter den denen eines Massivhauses. Die Holzbauteile werden vorgefertigt und auf dem Grundstück zusammengesetzt. Nach sechs Monaten können die Bauherren in der Regel bereits einziehen. Nachteil sind die hohen Versicherungskosten und die Witterungsanfälligkeit.

Bauförderungen bedenken 

Baust du ein Haus, solltest du unbedingt die staatlichen Förderungen berücksichtigen. Neben dem Baukindergeld bietet die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) noch weitere Förderungen an – etwa den Zuschuss für energieeffizientes Bauen. Informiere dich dafür am besten auf den Seiten der KfW oder bei einem unserer Finanzierungsberater.

Versicherungen für Bauherren 

Auf einer Baustelle können Unfälle passieren und unvorhergesehene Probleme auftauchen. Deswegen solltest du dich als Bauherr absichern. Dafür gibt es spezielle Versicherungen wie die Bauherren-Haftpflichtversicherung, die Schäden zugunsten Dritter, die durch den Bau entstanden sind, abdeckt. Eine Bauhelfer-Unfallversicherung ist ratsam, wenn dich Freunde auf dem Bau unterstützen und mithelfen. Sollte ihnen dabei etwas passieren, springt die Versicherung ein.

Ebenfalls muss die Feuerrohbau- und Bauleistungsversicherung berücksichtigt werden, sollte mit deinem Haus direkt etwas passieren. Du brauchst gewiss nicht jede Versicherung, informiere dich aber vorab, was für dich Sinn ergibt.

Lohnt sich ein Gutachter? 

Ein Gutachter kann zu zwei Zeitpunkten Sinn ergeben. Beim Kauf des Grundstücks schaut er sich vorab die Beschaffenheit an. So kommt es während des Baus nicht zu bösen Überraschungen. Ist der Bau fertiggestellt, solltest du ebenfalls einen Gutachter engagieren. Er nimmt den Bau ab und erkennt mögliche Mängel frühzeitig, die sonst später teuer in der Nachbesserung werden können. Die Kosten für den Gutachter liegen zwischen ein paar hundert und ein paar tausend Euro – je nachdem was, er machen soll. 

Fazit

Der Bau eines Hauses ist sicher nicht für jeden die richtige Option. Es kostet viel Energie und Zeit. Überlege dir deswegen im Vorhinein gut, ob du die Zeit aufbringen kannst, um das Bauprojekt zu managen. Mit einem stressigen Fulltime-Job wird dies kaum möglich sein. Denn der Hausbau wird dir viel Aufmerksamkeit abverlangen. 

Ein bezahlbares Grundstück ist zudem oft nur noch auf dem Land zu finden. Das Verlassen der Stadt und das Landleben sollten in diesem Fall für dich jetzt und in Zukunft in Ordnung sein. 

Außerdem bist du mit dem Besitz eines Hauses weniger flexibel. Es ist schwieriger zu vermieten als eine Wohnung. Dementsprechend lohnt sich der Aufwand nur, wenn du planst, mindestens 15 Jahre in dem Haus zu leben.

Planst du allerdings, in ein eigenes Haus zu ziehen, solltest du den Hausbau auf jeden Fall in Betracht ziehen. Zum einen sparst du eine Menge Geld aufgrund der geminderten Kaufnebenkosten und zum anderen kannst du das Haus nach deinen Vorstellungen gestalten. Abhängig von der geplanten Bauart, gibt es einige Möglichkeiten, die Kosten für die Immobilie gering zu halten. So kommen Bauherren oft günstiger weg als Käufer von Bestandsimmobilien und benötigen weniger Eigenkapital.