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Wie teilen Paare die Kosten der Baufinanzierung und die Anteile der Immobilie?

Du und dein Partner plant, gemeinsam eine Immobilie zu kaufen? Dies führt oft zur Frage, wie ihr die Kosten der Finanzierung aufteilt und wem was gehört. Ein gut gemeinter Ratschlag.
Dr. Chris Mulder

Dr. Chris ist ein ehemaliger leitender Wirtschaftswissenschaftler und Manager beim Internationalen Währungsfond und der Weltbank. Er ist einer der Mitbegründer von Hypofriend.

Veröffentlicht am 18. Sept. 2020 Veröffentlicht am 18. Sept. 2020 . Aktualisiert vor einem Monat

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Dr. Chris ist ein ehemaliger leitender Wirtschaftswissenschaftler und Manager beim Internationalen Währungsfond und der Weltbank. Er ist einer der Mitbegründer von Hypofriend.

Heute hatten wir ein Beratungsgespräch mit einem netten Pärchen, das sich offensichtlich sehr liebt und bereits ein Kind hat. Allerdings bringen sie unterschiedliches Vermögen mit. In diesem konkreten Fall hat der Mann mehr Eigenkapital, während die Frau eine Garantie ihrer Mutter einbringt.

Was machst du in einer solchen Situation, wenn jeder von euch ein anderes Einkommen und Vermögen hat und ihr gemeinsam eine Immobilie kaufen wollt?

Beginnt mit dem Grundprinzip der Gleichheit. Ihr beide wollt ein gewisses Maß an Unabhängigkeit, aber als Partner seid ihr grundsätzlich gleichberechtigt. Vielleicht macht der eine mehr im Haushalt und der andere mehr im Garten. Vielleicht ist der einer ein besserer Vater, vielleicht die andere eine bessere Mutter. 

50–50 ist ein guter Ausgangspunkt, ein einfaches Prinzip. Ihr könnt zum Notar gehen und euch auf eine beliebige Aufteilung des Eigentums einigen. Aber wenn das der Ort ist, an dem ihr zusammenleben, eure Kinder aufziehen und ein Zuhause einrichten wollt – dann solltet ihr keine Haarspalterei betreiben. Ihr werdet noch genug Gelegenheiten finden, euch zu streiten und uneinig zu sein.

Einbringen unterschiedlicher Summen an Eigenkapital

Aber was ist, wenn ihr unterschiedliche Ausgangssituationen einbringt.  Zum Beispiel hat ein Partner 30.000 und der andere 90.000 € gespart. Ein einfaches Prinzip ist – insofern ihr eure Finanzen getrennt haltet – dass jeder einen Anspruch auf das Geld hat, dass er eingebracht hat, wenn ihr das Haus wieder verkauft. Das heißt, du erhältst deinen ursprünglichen Anteil zurück. 

Natürlich sind verschiedenste Varianten möglich: Die naheliegendste wäre, den Eigenkapitalanspruch mit der Inflation wachsen zu lassen, sodass dein Anspruch in Bezug auf die Kaufkraft gleich bleibt. Angenommen, die Inflation beträgt 2,5 % pro Jahr oder 50 % in den nächsten 20 Jahren, dann wächst der Anspruch des ersten Partners von 30.000 auf 45.000 und der Anspruch des zweiten Partners von 90.000 auf 135.000. 

Ein Argument dafür wäre, dass man sich auf den realen Wert dessen konzentriert, was man einbringt, und annimmt, dass das Haus auch mit der Inflation wächst. Dafür müsstest du einen Index auswählen und weitere Details angeben. Ein Beispiel, um dies zu konkretisieren, ist das Folgende: 

Der Anspruch von Frau Z und Herr Y wird mit der Änderung des Verbraucherpreisindex für Deutschland, Basisjahr  2015, der von DeStatis veröffentlicht wird, angepasst, beginnend mit dem Monat nach dem Kauf des Hauses und endend mit dem Ende des Monats, in dem das Haus verkauft wird. Wenn die Reihe auf einen neuen Index aktualisiert wird, muss der neue Index zum Zeitpunkt der Einführung des neuen Index mit dem Verhältnis des alten Index geteilt durch den neuen Index multipliziert werden.

Dabei ist der Verbraucherindex der repräsentativste Index der Verbraucherpreise in Deutschland. Das Basisjahr 2015 hilft Ihnen bei der Bestimmung der einzelnen Reihen. In der Tabelle folgenden Tabelle findest du ein Beispiel: 

Verbraucherpreisindex

Aber ganz ehrlich: Je länger ihr diese Immobilie zusammen besitzt, desto weniger ist es wichtig, dass ihr unterschiedliches eingebracht habt. Ich würde es einfach halten und an deinen grundlegenden Sinn für Gleichheit appellieren. 

Wie sieht es mit der Aufteilung der monatlichen Ratenzahlungen aus?


Ihr beide habt euer Einkommen. Soll der eine mehr, der andere weniger bezahlen? Vielleicht ist die einfachste Lösung, ein Haushaltsbudget zu haben, in das jeder entsprechend dem, was er aufbringen kann, einzahlt. Jeder sollte noch genügend finanziellen Spielraum haben, um ein Gefühl von Selbstständigkeit und Unabhängigkeit zu bewahren. Jeder könnte also einen Prozentsatz seines Einkommens beisteuern – aber nur dann, wenn dies dem Geringverdiener ein Minimum übrig lässt. Wenn also der Geringverdiener erwerbslos wird oder in die Elternzeit geht, bleibt diese Grundfreiheit erhalten. 

Auch hier könnt ihr euch unterschiedliche und komplexe Prinzipien ausdenken. Mein Vorschlag ist, es einfach zu halten und auch hier an deinen grundlegenden Sinn für Gleichheit zu appellieren.

Nur einer hat ein Einkommen?

In vielen Fällen hat nur einer der beiden Partner ein Einkommen. Ich würde dasselbe Prinzip anwenden. Jeder von Ihnen trägt einen Teil seines Einkommens bei (der im Falle des nicht erwerbstätigen Partners gleich null ist), und jeder von Ihnen erhält ein Minimum zugeteilt. In diesem Fall sollte dieses Minimum auch die Notwendigkeit widerspiegeln, ein Sparpolster aufzubauen und zur Sicherung eines angemessenen Einkommens im Rentenalter beizutragen.    

Am Ende

Leider haben ⅓ der Paare ernsthafte Meinungsverschiedenheiten beim Thema Geld. Und am Ende enden relativ viele Frauen arm im Alter. 

Deshalb ist es wichtig, offen (und verständnisvoll) über diese Fragen zu sprechen und fair und realistisch zu sein.

Mein Rat unterm Strich: Stellt sicher, dass für eure Mindestbedürfnisse gesorgt ist, damit ihr beide sicher sein und sich sicher fühlen und sich auf Liebe und Glück konzentrieren könnt.

P.S.: Einen allgemeinen klugen Ratschlag zur Vermeidung von Streitigkeiten über Geld, die tödlich für eine Partnerschaft sein können, findet ihr hier.