Die Zinsen steigen – beeinflusst das meine Baufinanzierung?
Wir haben bereits seit einigen Wochen prognostiziert, dass die Zinsen bald steigen werden. Nun ist es soweit: die Zinssätze schießen in die Höhe. Wie wird die Entwicklung weitergehen? Und welche Auswirkungen hat das auf Baufinanzierungen?Veröffentlicht am 18. Feb. 2022 . Aktualisiert vor 2 Jahren
In den letzten Tagen ist der Referenzwert für 10-jährige deutsche Staatsanleihen von etwa -0,4 % Ende November 2021 auf einen Wert von rund 0,2% gestiegen. Die Antwort auf die seit etlichen Monaten immer wieder gestellte Frage "Wann steigen die Zinsen wieder?" lautet also: Jetzt!
Ausblick: Wie werden sich die Zinssätze entwickeln?
Wenn man aus technischer Sicht nur auf Preis- und Volumenindikatoren schaut, hat der Markt aktuell einen ersten Gipfel erreicht und wird sich wahrscheinlich für eine Weile auf einem Plateau zwischen 0% und 0,25% einpendeln. Der nächste Gipfel wäre dann bei 0,5% – ein Wert, der zuletzt im Frühjahr 2019 erreicht wurde.
Der Anleihemarkt ist der wohl am besten funktionierende und professionellste Markt der Welt – und er ist immer noch recht zuversichtlich, was die längerfristigen Zinsaussichten angeht. Denn die Zinssätze für langfristige Staatsanleihen über 30 Jahres sind in letzter Zeit nicht annähernd so stark gestiegen wie die für Anleihen über 5 oder 10 Jahre.
Die Fachleute, die mit Staatsanleihen handeln (wie beispielsweise Rentenfonds), glauben anscheinend immer noch, dass der aktuelle Zinsanstieg nur vorübergehend ist. Warum sonst sind sie immer noch bereit, in 30-jährige Anleihen mit 0,3 % Verzinsung zu investieren? Ihrer Logik nach ist die aktuell hohe Inflation eine Reaktion auf Liefer- und Versorgungsengpässe.
Ich gehe aber davon aus, dass das wird nicht von Dauer sein wird. Während zum Beispiel die Gesamtinflation in Deutschland im Januar bei 5 % lag, betrug die Kerninflation für preisstabile Güter nur 1,6 %. Mit anderen Worten: Alle Engpässe wie der Mangel an Chips oder die hohen Gaspreise sind vorübergehend und ihre Auswirkungen auf die Inflation werden verschwinden, so dass wir demnächst wieder eine Kerninflation im Bereich des 2 %-Ziels haben werden.
Es würde mich nicht überraschen, wenn auch der Zinssatz für 10-jährige Staatsanleihen mittelfristig auf 1-1,2 % steigen würde. Schließlich haben die Länder begonnen, große Haushaltsdefizite zu machen, die über neue Anleihen finanziert werden müssen.
Was bedeutet das für deine Baufinanzierung?
Auch wenn die Bauzinsen in den letzten zwei Wochen bereits mehrfach angehoben wurden solltest du davon ausgehen, dass in den nächsten Tagen weitere Zinssteigerungen zu erwarten sind. Und auch mit Blick auf die kommenden Monate rechne ich auf weiter steigenden Zinsen auf gemäßigtem Niveau. Denn im historischen Kontext ist ein Anleihezins von 1-1,2 % immer noch sehr niedrig.
Da Unternehmen, Privatpersonen und Regierungen aber aufgrund der niedrigen Zinssätze der letzten Jahre relativ hoch verschuldet sind, wirkt sich auch ein moderater Anstieg verhältnismäßig deutlich aus, so dass die Wirtschaft schneller gebremst wird – was wiederum zur Verringerung der Inflation beiträgt. Auch die grundsätzliche Sparschwemme bei den Unternehmen und der weiter alternden Bevölkerung wird Bestand haben.
Die ursprünglichen Gründe für gemäßigte Zinssätze bleiben also unverändert.
Für dich und deine Baufinanzierung bedeutet das, dass sich die Zinsen im Laufe dieses und des nächsten Jahres wahrscheinlich in den Bereich von 2,5-3,5 % bewegen werden. Die Auswirkungen auf die Hauspreise werden dabei unserer Ansicht nach eher gering sein. Die Preise werden wahrscheinlich etwas weniger rasant steigen, aber nicht zurückgehen. Dafür ist die Dynamik auf dem Markt einfach zu stark – und die Zinssätze in der gesamthistorischen Betrachtung auch immer noch sehr niedrig.